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Die MT Melsungen verbringt Pfingsten an der Ostsee

“Pfingsten an die Ostsee!” – ah prima, ein verdienter Entspannungs-Trip für die in den letzten Wochen arg gestressten Bundesligahandballer. Von wegen! Die Profis der MT Melsungen fahren zum Arbeiten dorthin, wo andere dank Pandemie-Lockerungen schon jetzt Urlaub machen können. Auf dem Programm stehen über die Feiertage kurz hintereinander gleich zwei Auswärtsspiele in Schleswig-Holstein: Am Samstag beim THW Kiel (Anwurf 20:30 Uhr, WUNDERINO Arena Kiel) und am Montag bei der SG Flensburg-Handewitt (Anwurf 18:30 Uhr, FLENS Arena Flensburg). Kurios obendrein: Dies sind eigentlich zwei Paarungen aus der Hinrunde der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga, die coronabedingt verlegt werden mussten. Die Begegnungen der Rückrunde wurden Mitte April ausgetragen.

Der knapp vier Tage dauernde Trip in Zahlen und Fakten: Aufbruch am Freitagmittag, Rückkehr am Dienstag, irgendwann in den frühen Morgenstunden. 1100 Kilometer, rund 16 Stunden Busfahrt, zuzüglich unvorhersehbarer Stauzeiten, 3 Hotelübernachtungen, 2 Coronatests, 1 Bundesligaspiel gegen den Tabellenführer, 1 Regenerationstraining, 1 Bundesligaspiel gegen den Tabellenzweiten. “Wir haben angesichts der Gegner und der Kürze der Zeit absolute Hammeraufgaben vor der Brust”, bringt Gudmundur Gudmundsson den Doppelschlag im hohen Norden auf den Punkt.

Keine Frage, dieses Pfingstwochenende hat es in sich. Die MT trifft innerhalb von nur 44 Stunden auf zwei Gegner, die zum Besten zählen, was der Handballsport zu bieten hat. Und das auswärts, also Fahrtstrapazen inklusive. Wenigstens können die Nordhessen personell aus dem Vollen schöpfen, es sitzen alle Mann im Bus. Mit einer Ausnahme: Youngster Ole Pregler steht mit der A-Jugend am Freitagabend in Berlin im Halbfinal-Hinspiel um die Deutsche Meisterschaft. Er wird von dort aus direkt nach Kiel weiterfahren.

Die beiden MT-Kontrahenten THW Kiel und SG Flensburg-Handewitt sind unter der Woche praktisch im Gleichschritt aus der Champions League geflogen. Im Viertelfinale waren Paris St. Germain und Aalborg HB jeweils Endstation für die beiden deutschen Vertreter in der Königsklasse. “Das ist überhaupt nicht gut für uns”, befürchtet der MT Chefcoach, “denn jetzt werden sich die beiden Mannschaften mit aller Kraft auf die Bundesliga konzentrieren, um hier weiter ihre Titelchancen zu wahren. Die werden gegen uns richtig aufdrehen”.

Apropos Kraft: Was in den beiden anstehenden Spielen auch mitentscheidend sein dürfte, ist die Frage der Energiereserven. Sicher ist, Kiel und Flensburg, die neben der Bundesliga auch noch in der Champions League gefordert waren, haben zum Beispiel im Zeitraum ab Februar, also nach der WM, bis heute zwangsläufig einige mehr Spiele in den Knochen stecken, als die MT. Wobei aber auch ein Blick auf die letzten fünf Wochen lohnt, da sich in dieser Phase die Anzahl der absolvierten Matches bei allen drei Mannschaften nahezu ausgeglichen hat: Kiel und Flensburg hatten acht und die MT sieben Begegnungen. Wer hat also an Pfingsten noch genügend Körner?

Wenngleich die MT als Gast in beiden Partien die Außenseiterrolle innehat, sieht sie sich in Kiel und Flensburg nicht gänzlich als chancenlos. Eine gewisse Zuversicht der Mannschaft speist sich zum einen aus ihren letzten Auftritten, als auch aus den Spielen gegen den THW und die SG direkt. Sieben Punkte aus den letzten vier Spielen gegen Leipzig, Göppingen, Minden und Bergischer HC sind eine gute Ausbeute. Und auch in den Duellen mit den beiden Nordlichtern hat die MT beide Male gar nicht schlecht ausgesehen. “Wir haben in den betreffenden Spielen sehr gut mitgehalten, hatten zwischendurch sogar Chancen, die Gegner noch mehr in Bedrängnis zu bringen, weil vor allem unser Abwehrarbeit über weite Strecken recht gut funktioniert hat. Andererseits haben wir uns zu viele technische Fehler geleistet und so die Gegner zu oft zu einfachen Gegenstoßtoren kommen lassen. Das wollen wir am Wochenende möglichst vermeiden. Denn Kiel und Flensburg bestrafen solche Fehler immer besonders hart”, weiß Gudmundur Gudmundsson.

Wen der erste MT-Gegner dieses Wochenendes am Samstag alles auf die  Platte schicken kann, ist nach dessen hartem Champions League-Spiel am Mittwoch in der französischen Hauptstadt nicht ganz abzusehen. Mehrere Zebras sind mit Blessuren zurück gekehrt. Ganz sicher fehlen wird bei ihnen Kreisläufer Patrick Wiencek, der sich im Hinspiel gegen Paris einen Wadenbeinbruch zugezogen hatte.

Zwei Tage später, am Pfingstmontag trifft das Team um Kapitän Finn Lemke auf die Flensburger und damit auf einen ehemaligen und einen künftigen MT-Spieler. Johannes Golla, in Melsungen zum Bundesligaprofi herangereift, hat eben erst wieder in der Königsklasse seine Fähigkeiten unter Beweis gestellt. Mit 9 Toren avancierte er im Viertelfinale in Aalborg zum besten Schützen des Spiels. Der 23-jährige wechselte in 2018 von Nordhessen an die Förde. Dort steht derzeit mit Alexander Petersson ein Spieler im Kader, der ab der kommenden Saison die Nordhessen unterstützen wird. Der Routinier im rechten Rückraum hat, wie kürzlich vermeldet, bei den Rotweißen einen Jahresvertrag unterschrieben. Ausfallen wird bei der SG Torhüter Benjamin Buric, der sich in Aalborg einen Muskelriss eingehandelt hat.

Dass die Trauben für die MT bei diesen beiden Gegnern besonders hoch hängen, zeigt die Statistik: Gegen Kiel konnte Melsungen von 30 Bundesligaspielen erst vier gewinnen und war dabei nur einmal in Kiel erfolgreich. Das war in 2012. Noch eindeutiger sieht der Vergleich mit Flensburg aus. Dies ist die einzige Mannschaft in der Bundesliga, gegen die die MT bislang erst einmal gewinnen konnte und zwar in 2015. Dafür wurden jedoch schon vier Remis erkämpft.

Quelle:MT-Pressedienst

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