Eine Halbzeit hinterher gelaufen, die zweite überzeugend gestaltet und am Ende trotzdem noch einmal gezittert. Die MT Melsungen machte es ihren 3.521 Fans in der Kasseler Rothenbach-Halle beim 27:26 (14:14) über den HC Erlangen nicht leicht. Es war vor allem die Defensive, die immer wieder Applaus bekam den Grundstein zum Ausbau der Serie auf sechs Spielsiege in Folge legt. Herausragender Spieler des Abends war Domagoj Pavlovic der durch seinen unwiderstehlichen Zug zum Tor und die teils unkonventionellen Entscheidungen neben Lasse Mikkelsen ließen Erlangens Deckung oftmals alt aussehen. Sechs Tore und einige überragende Anspiele für seine Nebenleute machten ihn zum Spieler des Tages. Ebenso oft traf Tobias Reichmann für die MT, auf Seiten der Gäste erzielte Christoph Steinert sogar noch ein Tor mehr, davon aber drei von der Siebenmeterlinie.
Mit zwei Fehlwürfen von Domagoj Pavlovic und Finn Lemke, der diesmal von Beginn an im linken Rückraum ran durfte, und dem 0:1 ausgerechnet durch den Ex-Melsunger Johannes Sellin ging das Spiel nicht gut los für den Tabellen-Fünften. Zumal auch der dritte Versuch, diesmal von Marino Maric frei vom Kreis, Beute von Nikolas Katsigiannis im Erlanger Kasten wurde. Christoph Steinert erhöhte auf 0:2 (4.). Weil Yves Kunkel als vierter Melsunger am HCE-Keeper scheiterte, führte der HCE nach sechs Minuten durch Nico Büdel gar mit drei Toren.
Erst danach meldeten sich die Gastgeber im Spiel an. Nebojsa Simic war zweimal auf dem Posten, Domagoj Pavlovic nach Einzelleistung sowie Philipp Müller über die erste Welle mit etwas Glück sorgten für den Anschluss (8.). Kurz darauf gelang Tobias Reichmann der Ausgleich (10.). Was nichts änderte, dass die MT zwar in der Deckung ordentlich arbeitete, vorn aber alles dafür tat, dass der HCE nicht nur im Spiel, sondern in Führung blieb. Maric scheiterte ebenso vollkommen frei wie anschließend Kunkel. Nach Christopher Bissels Tempogegenstoß führte Erlangen sogar mit 6:4 (15.).
Der Abstand vergrößerte sich sogar noch, obwohl Heiko Grimm nach Nikolai Links Treffer zum 7:9 auf Kempa-Anspiel von Johannes Sellin (19.) eine Auszeit genommen hatte. Die nächste Katsigiannis-Parade folgte, das 7:10 durch Petter Överby (20.). Melsungen fand einfach nicht zu seinem Spiel, Erlangen machte das Beste aus seinen Möglichkeiten. Daran änderte sich auch nichts, nachdem Felix Danner, Tobias Reichmann und Domagoj Pavlovic zum 10:10 ausgeglichen hatten (23.). Kaum wieder dran, folgte die nächste kurze Schwächephase zum 11:13 durch Jan Schäffer (26.) – und prompt das Comeback zum Gleichstand zur Pause, erzielt durch eine weitere Einzelleistung von Pavlovic und Marino Maric.
Zu einer Führung kam es auch nach Wiederbeginn für die MT nicht. Gleich zweimal hatte Simon Birkefeldt sie in der Hand, zweimal stand ihm Nikolas Katsigiannis im Weg. Die Gäste machten es zwar nicht besser und hatten erhebliche Probleme gegen die stabile rot-weiße Deckung. Doch als Finn Lemke mit einer Strafe raus musste, traf Jan Schäffer vom Kreis zum 14:15 (34.). Weitere vier Minuten mussten vergehen, ehe Michael Allendorf der nächste Treffer, und damit der Ausgleich, gelang (38.).
Fast neun Minuten waren gespielt im zweiten Durchgang, dann war es endlich vollbracht. Erstmals an diesem Abend brachte Domagoj Pavlovic seine Mannschaft zum 16:15 nach vorn, nach einem erfolgreich Zweikampf. Es war mehr Bewegung drin, die Kreuzungen klappten und Birkefeldt wie bereits mehrfach vorher an Katsigiannis scheiterte, holte sich Tobias Reichmann den Abpraller und vollstreckte zum 18:16 (42.).
Angesichts der starken Melsunger Deckungsleistung hatten es die Gäste immer schwerer, irgendwelche Lücken zu finden. Einmal schaffte es Christoph Steiner, der mit einem Traumanspiel Petter Överby in Position manövrierte, einmal traf Michael Haaß mit so viel Glück, dass er nach seinem 19:18 statt zu jubeln erst einmal erleichtert durchschnaufte (44.). Dann war wieder Pavlovic-Time, als er sich zehn Meter vor dem Kasten gegen Överby durchsetzte, per Gewaltwurf traf und seinem Gegenspieler obendrauf noch eine Zeitstrafe „mitgab“. In Überzahl erhöhte Michael Allendorf prompt auf 21:18 (46.).
Adalsteinn Eyjolfsson reagierte mit einem Torhüterwechsel von Katsigiannis auf Gorazd Skof, der sogleich rückgängig gemachtwurde: der Slowene hatte seinen Ohrring nicht abgeklebt und musste wieder raus. Ein glücklicher Umstand, denn Lasse Mikkelsens Wurf wurde eine Beute des ausgetauschten HCE-Keepers. Ohne Folgen aber für die MT, weil Simic dafür gegen Haas auf dem Posten war. Dafür gelang Marino Maric das 23:19 (51.). Neun Minuten vor dem Ende war Melsungen vorentscheidend auf die Siegerstraße eingebogen.
Diesen Vorsprung wollten sich die Nordhessen natürlich nicht mehr nehmen lassen. Doch die letzte Konsequenz im Angriff fehlte mehrfach. Sehenswert war in jedem Fall das 26:21, das Michael Allendorf nach ganz starker Vorarbeit von Marino Maric erzielte (56.). Dann aber kamen die Mittelfranken doch noch einmal auf Tuchfühlung heran. Das lag an Nico Büdel. Der traf dreimal in Folge zum 26:24. Und genau eine Minute vor Ultimo ging der Ball ein weiteres Mal im Vorwärtsgang verloren. Die Folge war ein Siebenmeter für Erlangen, den Christoph Steinert zum 26:25 verwandelte. Es stand auf des Messers Schneide, als Lasse Mikkelsen zwanzig Sekunden vor Schluss durch die gegnerische Abwehr zog – und traf. So dass Steinerts letzter Verzweiflungswurf nur statistische Auswirkungen hatte.
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