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Golla: Die MT bleibt immer ein besonderer Verein für mich

Nach der Länderspielpause legt die Handball-Bundesliga wieder los. Auf die MT Melsungen wartet am Donnerstagabend eine Hammer-Aufgabe: Die Rot-Weißen gastieren ab 19.05 Uhr in der Campushalle bei der SG Flensburg-Handewitt.

Wie ist die Stimmungslage bei den Norddeutschen nach der Entlassung von Erfolgstrainer Maik Machulla? Auch darüber sprachen wir mit Johannes Golla, dem Abwehrchef der SG und ehemaligen Spieler der MT. Für den 25 Jahre alten Kapitän der Nationalmannschaft war es okay, beim Du zu bleiben.

Johannes, bist du mit einem guten Gefühl von den Länderspielen zurückgekehrt?
Ja, doch. Die deutliche Niederlage gegen Schweden mit der heftigen Verletzung von Paul Drux war zwar erst mal ernüchternd. Zumal es bis zur Heim-EM nicht mehr so viele Spiele geben wird. Der Auftritt gegen Spanien plus der tollen Stimmung in Berlin hat uns dann aber positiv gestimmt. Ich gehe mit einem guten Gefühl in die Nationalmannschaftspause.

Sportlich ist seit deinem Abschied aus Melsungen 2018 viel passiert: Deutscher Meister mit der SG, Kapitän des DHB-Teams und, und, und – musst du sich manchmal selbst kneifen?
Dass es so gut gelaufen ist, damit habe ich nicht gerechnet. Ich habe natürlich gehofft, mich sportlich und persönlich weiterzuentwickeln – deswegen habe ich damals den Schritt nach Flensburg gewagt. Es war der sprichwörtliche Sprung ins kalte Wasser. Der Verein hat seit jeher die höchsten sportlichen Ansprüche. Was soll ich sagen? Es hat optimal funktioniert, mir wurde Vertrauen entgegengebracht, dafür bin ich dankbar, und darauf bin ich auch stolz.

Privat hat sich ebenfalls einiges getan. Inwieweit haben die beiden Kinder dein Leben verändert?
Mein Leben hat sich um 180 Grad gedreht. Von einem Tag auf den anderen war da plötzlich ein anderer Mittelpunkt. Auf einmal trägst du die Verantwortung für einen kleinen Menschen. Es ist eine Herausforderung, ganz klar. Aber meine Frau und ich genießen diese Zeit sehr, auch wenn ab und an ein bisschen Schlaf fehlt.

Blicken wir auf die Partie gegen die MT: ein besonderes Spiel für dich?
Absolut. Den einen oder anderen kenne ich ja noch aus meiner Zeit in Melsungen. Zum Beispiel freue ich mich, Betreuer Matthias Horn und den neuen Sportdirektor Michael Allendorf wiederzusehen. Der Kontakt ist in all den Jahren nie abgerissen. Bei der Nationalmannschaft tausche ich mich regelmäßig mit den MT-Spielern aus. Die MT bleibt immer ein besonderer Verein für mich. Der Klub stellt für mich nicht nur irgendeine Station dar. In Nordhessen habe ich meine ersten Schritte als Profi gemacht, in Melsungen bin ich zur Schule gegangen. Das prägt, und die Zeit werde ich nie vergessen.

Wie schwer fällt es, nach den Unruhen um Ex-Trainer Maik Machulla wieder in den Bundesliga-Alltag zurückzufinden?
Ich sage es mal so: Die Ablenkung bei der Nationalmannschaft kam gerade recht. Die Entscheidung, Maik freizustellen, hat auch uns Spieler hart getroffen, weil wir ja ein Stückweit mit verantwortlich sind. Unsere sportlichen Ziele haben sich im Grunde innerhalb einer Woche in Luft aufgelöst. Das ist nicht schön. Trotzdem war diese Entwicklung nicht abzusehen.

Inwieweit hat Machullas Entlassung bei dir persönlich Spuren hinterlassen?
Maik hat mir damals die Chance und die Spielzeiten gegeben. Er hat mir vertraut. Deswegen macht mich die Entscheidung schon sehr traurig. Ich habe fest daran geglaubt, dass wir den Weg mit Maik weitergehen. Ich hätte gern mit ihm weitergearbeitet.

Mit welchen Zielen geht ihr nun in die verbleibenden Spiele?
Von der Meisterschaft brauchen wir nicht mehr reden. Womöglich ist der zweite Platz noch drin, der zur Teilnahme an der Champions League berechtigt. Aber dafür muss die Konkurrenz patzen, und unser Restprogramm ist auch nicht ohne. Das beginnt ja nun direkt mit der Begegnung gegen die MT.

Apropos: Auf was für eine Partie können sich die Fans am Donnerstagabend einstellen?
Wir müssen vor allem die Unruhe rund um den Verein abschütteln und aus den Köpfen bekommen. Und was die MT betrifft: Der Kantersieg zuletzt gegen Erlangen hat gezeigt, dass die Mannschaft über eine enorme Qualität verfügt und dass sie sich von dem Fehlstart in diesem Jahr erholt hat. Beim 25:25 im Hinspiel in Kassel haben wir gesehen, dass es ein knappes Ding werden kann, wenn beide Teams gut drauf sind. Viel wird von den Leistungen der Torhüter und vom Willen abhängen. Wir setzen natürlich auf unsere Heimstärke und unsere Fans.

Zur Person:
Johannes Golla (25) stammt aus Erbach im Rheingau. Als A-Jugendlicher kam er zur MT Melsungen. Von 2015 bis 2018 gehörte er dem Profi-Kader an. Danach wechselte er zur SG Flensburg-Handewitt, mit der er 2019 die Deutsche Meisterschaft gewann. Seit November 2021 ist er Kapitän der deutschen Nationalmannschaft. Golla ist verheiratet und Vater der zwei Jahre alten Juna. Ende März kam sein Sohn Bela zur Welt.

Quelle: MT-Melsungen Pressedienst

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