Die MT Melsungen ist im DHB-Pokal knapp an einer Blamage vorbeigeschrammt. Der Bundesliga-Spitzenreiter siegte bei Zweitligist Dessau-Rosslauer HV mit Ach und Krach 31:28 (12:17).
Puh. Durchatmen. Vor der Drittrunden-Partie im DHB-Pokal hätte wohl niemand darauf gewettet, dass sich die MT Melsungen so schwertun würde. Immerhin trat der ungeschlagene Tabellenführer der HBL beim Tabellen-14. der Zweiten Liga an. Doch die Nordhessen hatten in Dessau große Mühe. Es sei ein harter Kampf gewesen, sagte Julius Kühn nach der Begegnung.
Tatsächlich mussten die Gäste fast über die gesamte Spielzeit einem Rückstand hinterherrennen. Zur Pause führte Dessau 17:12, und das nicht mal unverdient. Die MT ließ im ersten Durchgang so ziemlich alles vermissen, was sie in den zurückliegenden Wochen so stark gemacht hatte. Von der Atmosphäre in der mit knapp 2000 Zuschauern gut gefüllten Anhalt-Arena hätten sie sich ein wenig überrumpeln lassen, sagte Kühn und fügte hinzu: „In der ersten Hälfte waren wir nicht bereit, alles zu investieren.“ Deutliche Worte.
Und genau so sah das Spiel dann auch aus. In der Abwehr bekam die MT überhaupt keinen Zugriff, der von Beginn an spielende Adam Morawski im Melsunger Tor zeichnete sich kaum aus, und in der Offensive wirkten die Nordhessen ungewohnt fahrig und unkonzentriert. Zudem entschärfte Philip Ambrosius reihenweise größte Chancen der Melsunger – bis zur Halbzeit kam der DRHV-Schlussmann auf satte neun Paraden.
Kurzum: Bei der Mannschaft von Trainer Roberto Garcia Parrondo, der auf David Mandic und Domagoj Pavlovic (beide Magen-Darm-Infekt) verzichten musste, lief nichts zusammen. Die Dessauer hingegen spielten sich regelrecht in einen Rausch. Da klappte fast alles.
Immerhin. Im Verlauf der zweiten Hälfte schaffte es der haushohe Favorit, „den Schalter umzulegen“, wie es Kühn formulierte. Da war plötzlich mehr Intensität im Melsunger Spiel, im MT-Tor glänzte nun Nebojsa Simic, die Abwehr agierte wesentlich agiler und aggressiver, und vorn fand die MT zu alter Konsequenz zurück. Neben Simic tat sich Dainis Kristopans bei der Aufholjagd hervor. Der Lette marschierte vorweg, erzielte all seine sieben Treffer nach der Pause.
Was der MT außerdem zugutekam: Beim Zweitligisten schwanden langsam, aber sicher die Kräfte. Und so rückten die Nordhessen den Gastgebern immer dichter auf die Pelle. Schließlich war es Ben Beekmann, der in der 53. Minute den Ausgleich zum 27:27 erzielte. Kurz danach brachte Arnar Freyr Arnarsson die MT erstmals seit dem 1:0 in der 2. Minute wieder in Führung – 28:27 (54.). Es passte ins Bild, dass Simic kurz vor Schluss sogar noch einen Siebenmeter gegen Vincent Sohmann parierte. Ivan Martinovic machte mit seinem sechsten Treffer zum 31:28 den Deckel drauf.
Kühn sprach im Anschluss von einem Charaktertest und von einem wertvollen Spiel: „Wir haben das Ding gedreht und uns nicht aufgegeben. Das ist manchmal mehr wert, als wenn wir heute einen Kantersieg gefeiert hätten.“ So oder so: Die MT steht im Achtelfinale des Pokalwettbewerbs.
Quelle: MT Melsungen Pressedienst
Foto: Alibek Käsler