Die MT Melsungen und die TSV Hannover-Burgdorf haben sich am 12. Spieltag der DAIKIN Handball-Bundesliga die Punkte geteilt. Nach einem verbissenen Schlagabtausch trennten sich die Kontrahenten 29:29 (16:17).
Was für ein Auftakt war das in der stattlich gefüllten Rothenbach-Halle? Ein Tempo, dass man kaum hinterherkam. Gerade vier Minuten waren am Freitagabend absolviert, da waren schon sieben Tore gefallen, stand ein 4:3 auf der Anzeigetafel und hatten sowohl Kristof Palasics als auch Joel Birlehm bereits je eine Parade geliefert. Irres Tempo auf beiden Seiten, keinerlei Abtasten und einfach drauf. Da machte sich Palasics beim Ballgewinn gegen mit sieben Feldspieler angreifende Gäste gar keine Gedanken über anspielbare Kollegen, sondern pfefferte das Leder kurzentschossen gleich gegenüber in die Maschen – 5:3 (5.).
Trainer Roberto Garcia Parrondo hatte diesmal Dainis Kristopans in der Startaufstellung und auch Vlad Kulesh gegen seinen alten Verein beginnen lassen. Der dankte es prompt mit unbändiger Spielfreude und schon drei Volltreffern bis zum 11:9 (16.). Und noch einer warf sich rein, wo es nur ging: Arnar Freyr Arnarsson sicherte ebenso viele eigentlich schon verlorene Bälle im Nachfassen. Klasse, was die MT da auf die Platte brachte.
Trotzdem, die Partie blieb spannend und offen. War Palasics anfangs klar dominierend, holte Birlehm beständig auf. Was bei zwei gleichwertigen Mannschaften nach zwischenzeitlich drei vor für Melsungen prompt zum 14:14 Ausgleich (24.) führte, erzielt von August Pedersen mit seinem bereits siebten Treffer. Der Linksaußen war zuständig für Tempogegenstöße und Siebenmeter. Da versuchte es dann auch Parrondo mit einem Feldspieler mehr. Keine Frage, der Spielaufbau passte. Aber Birlehm war inzwischen warmgeworfen. Und die letzte Wurfchance hatten die Gäste, nachdem ein Querpass von Kulesh auf Nikolaj Enderleit verloren ging, Pedersen war auch dafür zuständig: Pausenführung für Hannover.
War Forsell Schefvert kurz vor der Halbzeit für zwei Minuten runtergegangen, folgte ihm kurz nach Wiederbeginn – nach Videobeweis – Kristopans. Erneut Pedersen von der Linie, Hannover mit zwei vorn. Es wurde hektisch. Nur vierzig Sekunden später wieder Videostudium der Referees, diesmal ging Stutzke. Unterschied zur Szene gegenüber: Florian Drosten blieb mit seinem gegen den eingewechselten Simon Garde ohne Erfolgserlebnis. Auch David Mandic gegen Birlehm, der weiter stark ablieferte. Das Momentum lag zu Beginn des zweiten Durchgangs eindeutig auf Seiten der Niedersachsen.
Erst nach fünf langen Minuten ließ Mandic die MT-Fans erstmals wieder jubeln. Standing Ovations begleiteten Enderleit auf seinem Weg zum Tor, bei den Recken folgte erst Hannes Feise dem zuvor schon heruntergestellten Marian Michalczik auf die Strafbank, dann ging noch Jonathan Edvardsson hinterher, weil einer zu viel auf der Platte war. Vogelwild ging es zu mit Ballverlusten auf beiden Seiten, in doppelter Überzahl holte Kulesh die Führung zurück, und Kristopans legte zum 21:19 (39.) noch einen hinterher. Das Publikum aus dem Häuschen, die Partie komplett gedreht mit einem 5:0-Lauf innerhalb von nur vier Minuten.
Zehn Minuten lang ging es weiter mit Annäherung Hannover, Antwort Melsungen. Sie schenkten sich gar nichts. Bis Pedersen per Doppelpack wieder einmal auf 26:26 (50.) ausglich. Dann der Ballverlust vorn zum Vorteil der Recken, aber Laszlo Bartucz blieb Sieger gegen den frei zum Wurf gekommenen Thomas Solstad. Einmal Glück gehabt. Doch auch den zweiten Versuch von Uscins und den dritten von Pedersen parierte der Ungar.
Fantastischer Kampf auf dem Feld, irre Stimmung auf den Rängen und minutenlang stehend applaudierende Zuschauer. Unentschieden und noch sieben Minuten zu gehen.
Tissier schaffte es dann doch mit der nächsten TSV-Führung, und die MT wollte es zu gut, und damit zu kompliziert machen. Hinten dagegen grandioser Kampf, vor allem von Adrian Sipos. Nächster Versuch, Arnarsson endlich mal wieder über den Kreis erfolgreich. Hinten erneut Bartucz, vorn Schefvert zweimal durch, Melsungen 29:27 (59.) vorn. Es ging hin und her, Stillsitzen war auf den Tribünen ein Fremdwort. Noch einmal Hannover mit Tissier zum Anschluss, dann Pedersen im Siebenmeterduell mit Bartucz 14 Sekunden vor Ultimo wieder Gleichstand. Der letzte Angriff für Melsungen – gestoppt von den Recken und Kulesh mit dem finalen Wurf drüber. Aus, vorbei, Remis nach einem unfassbar engen Spiel, das tatsächlich keinen Verlierer verdient hatte.
Stimmen
Roberto Garcia Parrondo: Einerseits war der Punkt gut für uns, andererseits hatten wir mehrfach die Möglichkeit, uns abzusetzen. Aber Hannover ist eine Top-Mannschaft, die letzte Woche auch in Lemgo gewonnen hat. Trotzdem hat meine Mannschaft gekämpft, das ist das Wichtigste.
Christian Prokop: Wir sind froh über jeden Bundesliga-Punkt, gerade auch hier bei einer Mannschaft wie Melsungen. Wir hatten uns einen detaillierten Matchplan zurechtgelegt, und der ist anfangs auch weitgehend aufgegangen, bis wir mit ein paar Bällen Pech hatten, die Arnarsson sich geangelt hat. Aber meine Mannschaft bleibt in dieser Phase bei sich und besinnt sich auf ihre eigenen Stärken. Nach der Pause kamen wir gut raus, aber dann hagelte es Strafen. Der Vorsprung war verbraucht und die Halle angezündet.
Quelle:MT Melsungen Pressedienst