Geschenkt wurde der MT Melsungen bei ihrem 31:28 (19:16)-Sieg über GWD Minden nichts. Im Gegenteil hielt der Tabellenvorletzte in der mit 3.118 Zuschauern für einen Wochentag gut gefüllten Kasseler Rothenbach-Halle über weite Strecken gut mit und hielt trotz fast ständiger MT-Führung hartnäckig den Anschluss. Erst in der Schlussviertelstunde setzten sich die Nordhessen aufgrund ihrer Routine von den Grün-Weißen ab und verwalteten den zwischenzeitlich auf fünf Tore angewachsenen Vorsprung. Mit Dimitri Ignatow, Kai Häfner und Elvar Örn Jonsson kamen gleich drei Melsunger Spieler auf fünf Tore, für Minden war Mohamed Amine Darmoul acht Mal erfolgreich.
Es war das Duell der Gebeutelten, der Schlagabtausch der Verletzungsgeplagten. Bei Melsungen rückte immerhin neben dem bereits vor zwei Wochen zurückgekehrten Julius Kühn diesmal Kreisläufer Rogério Moraes erstmals wieder in den Kader. Noch keine Chance dazu hatte neben den Langzeitverletzten Finn Lemke, Timo Kastening, Domagoj Pavlovic und David Mandic der Halbrechte Ivan Martinovic. Für ihn rutschte Jan Waldgenbach aus dem Förderkader mit rein. Ebenso hart erwischt hatte es schon zu Beginn der Saison den GWD, bei dem mit Carles Asensio, Justus Richtzenhain, Ole Günther und Marko Vignjevic gleich vier Akteure mit Kreuzbandriss raus sind. Dafür gab es Nachverpflichtungen, von denen sich insbesondere der von den Rhein-Neckar Löwen geholte Philipp Ahouansou bereits als Goalgetter und echte Verstärkung erwiesen hat.
Die wichtigste Personalie bei Spielbeginn war die Besetzung der Torhüterposition bei der MT. Und da hatte, erstmals überhaupt in heimischer Halle, Adam Morawski nach seiner Weltklasseleistung in Kiel den Vorzug gegenüber Nebojsa Simic erhalten. Er musste jedoch zunächst einmal überhaupt nicht eingreifen. Die ersten beiden Mindener Angriffe fing der dichte Abwehrriegel vor ihm ab, vorn sorgten Kai Häfner und Aidenas Malasinskas per Siebenmeter für eine 2:0-Führung (4.). Die aber nach der ersten Parade von Malte Semisch schnell egalisiert war. Und mehr noch: nach zwei weiteren nicht erfolgreich abgeschlossenen Angriffen der MT sorgten Tomas Urban und Florian Kranzmann mit schnellen Gegenstößen für das 3:5 (8.). Ein veritabler Fehlstart also für die Hausherren.
Der im vergebenen Siebenmeter von Malasinskas seine Fortsetzung fand, auch wenn das Zuspiel von Kai Häfner als No-Look-Pass auf Gleb Kalarash vor dessen 4:5 (9.) ein echtes Sahnestück war. Es bedurfte schon einer Leistungssteigerung in der Deckung, zweier klasse Paraden von Adam Morawski und eines richtigen Hammers von Elvar Örn Jonsson, um wieder Gleichstand herzustellen. Der nächste geniale Pass Häfners, diesmal auf Arnar Freyr Arnarsson, brachte die Führung zurück und das 9:7 (15.) übernahm der Kapitän per Tempogegenstoß schließlich selbst. Ebenso das 10:9 (17.), nachdem Mathias Bitsch zweimal getroffen hatte.
Mit zunehmender Spielzeit wuchs die Feldüberlegenheit der Gastgeber. Hinten wurde kräftiger zugepackt, vorn kompromisslos abgeschlossen. Und als Doruk Pehlivan die erste Strafzeit des Tages absitzen musste, trugen Gleb Kalarash und Dimitri Ignatow die gewonnenen Bälle blitzschnell nach vorn. Selbst eine Auszeit brachte Minden nicht zurück in die Spur, im Gegenteil erhöhte Elvar Örn Jonsson auf 16:11, als Doruk Pehlivan seine zweite Strafe binnen fünf Minuten kassiert hatte. Noch vor der Pause zog die MT also das Tempo an, den Mindenern allerdings noch nicht vorentscheidend davon. Im Gegenteil robbten sich die Gäste wieder heran. Lauter Beifall brandete dennoch auf, als Rogério Moraes nach 27 Minuten sein Comeback gab. Auch die sechste Parade von Adam Morawski wurde bejubelt, zum 20. Treffer reichte die Zeit jedoch nicht mehr.
Der fiel dafür unmittelbar nach Wiederbeginn durch Dmitri Ignatow, wieder nach klasse Pass von Kai Häfner. Überhaupt war die rechte Seite an diesem Abend klar die gefährlichere. Denn als der bis dahin ganz starke Dimitri Ignatow nach einer schmerzhaften Abwehraktion erst einmal raus musste, sprang sofort Julian Fuchs in die Bresche: erster Ballkontakt, erste Wurf, erstes Tor zum 22:17 (35.). Leider jedoch keins mit richtungsweisendem Charakter, denn mit seinem zweiten gehaltenen Siebenmeter, diesmal gegen Agustin Casado, holte sich Malte Semisch mächtig Selbstvertrauen. Zwei Paraden gegen Florian Drosten und Elvar Örn Jonsson und vorn ein treffsicherer Mohamed Amine Darmoul, schon stand es nur noch 22:20 (38.).
Die flugs genommene Auszeit von Trainer Roberto Garcia Parrondo, wie auch eine spektakuläre Doppelparade von Adam Morawski gegen Mathias Bitsch und Philipp Ahouansou, zündete nicht sofort. Aber sechs Minuten später war es Kai Häfner, der mit dem 25:22 für Erleichterung sorgte. Die nächste Chance also, dem unbequemen Gegner den Zahn zu ziehen. Und erneut blieb diese Chance ungenutzt. Zweimal Florian Kranzmann innerhalb von nur einer Minute, schon war GWD erneut dran. Musste aber kurz nach Jonssons 26:24 (46.) mit dem verletzungsbedingten Ausscheiden von Tomas Urban den nächsten Nackenschlag hinnehmen.
Bei den Melsungern stand spätestens nach dem 28:24 durch Aidenas Malasinskas per Siebenmeter die nächste Gelegenheit zur Vorentscheidung an. Zwar wehrte sich vor allem Malte Semisch noch gegen das immer wahrscheinlicher werdende Ungemach, doch sein Gegenüber toppte seine Leistung mit ebenfalls sehenswerten Rettungstaten. Mit langsam weniger werdender Zeit auf der Uhr und dem damit verbundenen Druck vermochte GWD nicht wirklich gut umzugehen. Die Aktionen wurden fahriger und ungenauer, Melsungen spielte seine Angriffe lang aus. So dass der Vorsprung in den Schlussminuten unspektakulär, aber souverän verwaltet wurde. Mit Elvar Örn Jonssons 30:25 (56.) sowie der anschließenden zwölften Parade von Adam Morawski war schließlich der Deckel drauf und der siebte Saisonsieg unter Dach und Fach.
Stimmen zum Spiel
Roberto Garcia Parrondo: Leider kann ich Minden nicht gratulieren, weil sie eben nicht gewonnen haben. Aber sie haben ein sehr gutes Spiel gemacht und gekämpft bis zum Ende. Für uns ist das Wichtigste, dass wir gewonnen und zwei Punkte geholt haben. Obwohl das Spiel heute ganz sicher nicht zu unseren besten gehörte. Dreimal haben wir mit vier oder mehr Toren geführt, dann aber zu viele Fehler gemacht und Minden wieder herankommen lassen. Allein acht oder neun Fehlpässe haben GWD richtiggehend zu Tempogegenstößen eingeladen. Aber trotzdem bin ich zufrieden, denn alle haben die vollen 60 Minuten gekämpft, das hat mir gefallen.
Frank Carstens: Glückwunsch an Roberto und sein Team zum verdienten Sieg. Das Ergebnis war aus meiner Sicht in Ordnung. Wir haben einen guten Start hinbekommen, im Angriff gutes und flüssiges Spiel gezeigt. Dafür haben wir hinten über das gesamte Spiel nicht die Kompaktheit entwickelt, die man gegen eine Mannschaft wie Melsungen braucht. Vorentscheidend war aus meiner Sicht die Phase in der ersten Halbzeit, als die MT von 10:10 auf 15:10 weggezogen ist, auch wenn wir in der zweiten Halbzeit nochmal rangekommen sind. Meiner Mannschaft kann ich kämpferisch nichts vorwerfen, mir selbst dafür aber einen Anteil an der Leistung in der zweiten Halbzeit nehmen. Ich habe glaube ich zu oft die Formation gewechselt und meine Mannschaft damit mehr verwirrt als ihr geholfen.
Quelle: MT Melsungen Pressedienst