Erst souverän, dann wackelig: Die MT Melsungen hat es gegen Schlusslicht HBW Balingen-Weilstetten unnötig spannend gemacht. Am 13. Spieltag der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga gewann die Mannschaft von Trainer Roberto Garcia Parrondo dann aber doch verdient 26:24 (18:14).
Eine Halbzeit relativ locker, die andere dann fahrig. Dennoch aber ging die MT Melsungen auch aus ihrem achten Heimspiel als Sieger hervor, schlug den HBW Balingen-Weilstetten mit 26:24 (18:14) erfolgreich.
Bis dahin war es vor 4.187 Besuchern in der Kasseler Rothenbach-Halle jedoch ein steiniger Weg. Obwohl es nach einer knappen Dreiviertelstunde sogar in einen klaren Erfolg der MT zu münden schien. Dann riss der Faden abrupt, und der Tabellen-Letzte rückte bedrohlich nahe. Letztendlich war es Adam Morawski mit seinen wichtigen Paraden in den rechten Momenten, der den Sieg sicherte. Am erfolgreichsten im Feld war Ivan Martinovic mit acht Treffern, davon fünf vom Siebenmeterstrich. Für den HBW traf Nikola Grahovac sechsmal.
Die Stimmung
War klasse in der Rothenbach-Halle. Ungeachtet der gerade eine Woche zurückliegenden Gummersbach-Niederlage, trotz nicht ganz ausverkaufter Heimspiel-Stätte und obwohl das Liga-Schlusslicht zu Gast war. Oder vielleicht auch gerade deshalb, denn im blauen Gäste-Dress lief mit Felix Danner ein Ex-Melsunger auf, der bei seiner Vorstellung kaum weniger Applaus bekam als die heimischen Protagonisten. Dass die Stimmung und der Lautstärkepegel auf Dauer nicht abfielen, lag an der fast durchgehenden Führung der MT, die nur einen Ausgleich, den zum 6:6, hinnehmen musste, sowie dem schließlich fast unnötig spannenden und packenden Finish.
Die Spielfreude
War bei den Melsungern von Beginn an spürbar. Ob beim grandiosen, wenn auch riskanten Anspiel von Julius Kühn auf Arnar Freyr Arnarsson oder beim Zickzack-Lauf von Erik Balenciaga. Dass es nach gerade einmal vier Minuten schon 4:2 stand, verwunderte deshalb nicht. Auch die Spielzüge, die etwas später bei Dimitri Ignatow auf Rechtsaußen endeten, waren sehenswert. Allein, ihm fehlte das Glück beim Abschluss. So wie auch Florian Drosten auf der linken Seite. Aber es gab immer wieder Lösungen gegen die nicht einmal schlecht stehende Mauer in Blau. Auch als das Personal wechselte und Dainis Kristopans wie auch Elvar Örn Jonsson die Parts von Erik Balenciaga und Ivan Martinovic nicht minder Erfolg bringend übernahmen. Keine Frage, der Heimspiel-Flow der Melsunger war (und ist) ungebrochen.
Die taktische Grundausrichtung
Die konnte, vor allem im Angriff, unterschiedlicher kaum sein. Melsungen vermied überwiegend allzu engen Kontakt mit der als nicht gerade zimperlich bekannten Gästedeckung. Als logische Folge gingen gleich verteilte sechs Tore zum 9:7 (16.) auf das Konto der Rückraum-Halben Julius Kühn und Ivan Martinovic. Nur wenn sich die sehr defensiv stehende HBW-Abwehr mal einen Schritt vorwagte, kam auch Arnar Freir Arnarsson ins Spiel. Bei den Süddeutschen setzte Trainer Jens Bürkle schon früh auf den siebten Feldspieler, und damit auf zwei Kreisläufer. Beide Systeme griffen, so dass es in der ersten Hälfte, trotz auch einigen feinen Paraden der Schlussmänner Adam Morawski und Mohamed Essam Moustafa El-Tayar, zu einem sehenswerten Offensiv-Schlagabtausch kam.
Die Variabilität
War klar Sache der Gastgeber. Das lag nicht nur den eindeutig besseren Wechselmöglichkeiten, was Balingen immer wieder vor neue Aufgaben stellte. Darüber hinaus praktizierte die MT nach der Pause ebenfalls kurzzeitig das Spiel mit sieben gegen sechs. Erfolgreich, so dass der Vorsprung nicht übermäßig schnell, aber kontinuierlich bis auf 22:16 (39.) anwuchs. Obwohl Elvar Örn Jonsson und David Mandic jeweils Würfe aus der Distanz aufs verlassene Gästetor daneben beziehungsweise drüber setzten.
Die Kräfteverhältnisse
Waren gefühlt jederzeit klar abgesteckt. Und führten dennoch nicht zu einem eigentlich zu erwartenden klaren Spielverlauf. Natürlich hatten die Nordhessen sowohl spielerisch als auch körperlich deutliche Vorteile. Die Gefahr bei solchen Konstellationen ist mitunter, dass irgendwann die Konzentrationskurve nach unten abfällt. So wie eben bei der MT, die Balingen Mitte der zweiten Hälfte wieder rankommen ließ. Adrian Sipos verzog völlig frei vom Kreis, Elvar Örn Jonssons Wurf landete nur am Pfosten. Hinten packte Dimitri Ignatow nach von Adam Morawski pariertem Siebenmeter nicht zu und ermöglichte damit Oddur Gretarsson, den zurückprallenden Ball doch noch im Netz unterzubringen. Da kamen dann die Qualitäten des HBW zum Tragen: Gallier, gerade die von der Alb, geben niemals auf.
Der Leuchtturm
Das war auf Seiten der MT Keeper Adam Morawski. Er war immer dann da, wenn es drohte brenzlig zu werden. Zum Beispiel als Balingen während der neunminütigen MT-Torflaute nach dem 22:16 (38.) ob der vielen Fehler und Unzulänglichkeiten der Hausherren über 23:18 (43.) endgültig zur Aufholjagd blies. Dass die nur bis zum 23:22 erfolgreich war, lag zu guten Teilen im Verantwortungsbereich des Polen. Und dass Ivan Martinovic nach Rogerio Maraes‘ 24:22 (52.) per Siebenmeter überhaupt wieder auf drei Differenz erhöhen konnte, war ebenfalls zwei klasse Paraden des Melsunger Schlussmannes geschuldet.
Die Routine
Brachte den letztlich hart erkämpften Sieg schließlich unter Dach und Fach. Einmal mehr war der HBW Balingen-Weilstetten ein sehr unangenehmer Gegner, der den favorisierten Nordhessen mehr abverlangte, als man vorab hätte vermuten können. Aber die MT hat in dieser laufenden Saison ja schon mehrfach solche Situationen erlebt und sich dann rechtzeitig selbst wieder aus dem Dilemma gezogen.
Stimmen zum Spiel
Roberto Garcia Parrondo: Wir sind zufrieden mit diesem Sieg. Balingen hat sehr gut gespielt, vor allem im 7-gegen-6. Damit hatten wir viele Probleme. In der zweiten Halbzeit hatten wir bei deutlicher Führung viel zu viele Fehler. Allein dreimal bei Würfen auf das leere Tor. Balingen hat bisher zwar noch nicht so viele Punkte, aber eine gute Mannschaft und einige Spiele nur sehr knapp verloren. Wir hatten heute leider nicht unseren stärksten Tag.
Jens Bürkle: Glückwunsch nach Melsungen zum, wie ich find, auch verdienten Sieg. Ich bin trotzdem damit zufrieden, wie meine Mannschaft hier aufgetreten ist. In der zweiten Halbzeit war unsere Strategie, mit einem Feldspieler mehr die Würfe aufs leere Tor zu riskieren, richtig. Beim 23:22 waren wir dann super eng dran, da tut diese Niederlage, zumal in unserer Situation, umso mehr weh.
Quelle: MT Melsungen Pressedienst