Der 14. Spieltag in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga beschert der MT Melsungen ein Derby. Nein, in diesem Fall ist es nicht der Klassiker gegen Wetzlar. Es steht vielmehr ein hessisch-thüringischer Vergleich an, der aber auch schon eine längere Geschichte hat. Gastgeber am Freitag in der Werner-Aßmann-Halle ist Bundesliga-Rückkehrer ThSV Eisenach. Anwurf ist um 19:00 Uhr. TV-Sender DYN überträgt live.
Mit einiger Mühe bezwang die MT Melsungen am vergangenen Sonntag den stark aufspielenden Tabellenletzten HBW Balingen-Weilstetten. Damit hielten die Nordhessen nicht nur ihre blütenweiße Heimweste fleckenfrei, sondern sammelten vor allem im Hinblick auf die beiden anstehenden schweren Auswärtsaufgaben wichtige Punkte. Denn nach dem Gang nach Eisenach warten die immer besser in Schwung kommenden Flensburger auf das Parrondo-Team.
Zunächst heißt es aber, den Blick nach Thüringen zu richten. Der dortige ThSV hat nach siebenjähriger Abstinenz eine vielbeachtete Rückkehr ins Oberhaus gefeiert. Gleich zum Auftakt wurde der Bergische HC in die Schranken verwiesen, in Hannover scheiterte das Team von Trainer Misha Kaufmann haarscharf an einer Punkteteilung und anschließend wurde Göppingen in die Knie gezwungen. Weitere Zähler wurden gegen Balingen und die Rhein-Neckar Löwen erkämpft. Der Aufsteiger steht derzeit zwar als Siebzehnter auf einem Abstiegsplatz, lässt sich dadurch aber nicht nervös machen.
Zuletzt setzte es im Ost-Derby eine 31:38-Niederlage beim frischgebackenen Klubweltmeister Magdeburg, wobei Eisenach aufgrund eines sehr gut aufgelegten Torwartes Mateusz Kornecki (30 Prozent Fangquote!) den zweiten Durchgang sogar knapp für sich entscheiden konnte. Gestützt auf die dort gezeigte tolle Moral rechnen sich die Wartburgstädter nun etwas gegen die MT Melsungen aus. “Wir müssen uns mal wieder ein Erfolgserlebnis schaffen. Vielleicht gelingt das gegen die Hessen. Um das zu schaffen, brauchen unsere Jungs die Unterstützung einer vollen Werner-Aßmann-Halle“, wird Eisenachs Präsident René Witte auf der vereinseigenen Homepage zitiert.
Roberto Garcia Parrondo warnt vor schwerem Auswärtsspiel
Bei der MT stellt man sich auf jeden Fall auf ein “sehr schweres Auswärtsspiel” ein, wie Roberto Garcia Parrondo durchblicken lässt. Der MT-Chefcoach weiß um den Derbycharakter, hat sich von der besonderen Heimstimmung in der Werner Aßmann-Halle berichten lassen und zeigt großen Respekt: “Von der bekannt heißen Atmosphäre dürfen wir uns nicht beeindrucken lassen. Vor eigenem Publikum wird diese Mannschaft alles geben, sie hat in vier der bisher sechs Heimspiele gepunktet. Das ist eine starke Leistung für einen Aufsteiger. Gleichwohl wollen wir dort gewinnen”.
Damit der MT dort ein Sieg gelingt, muss sie der Stimmung der Eisenach Fans trotzen, aber auch auf die Besonderheiten des Gegner die passenden Antworten geben. Dimitri Ignatow hat bereits während seiner Zeit mit dem TuSEM Essen die Atmosphäre in der Halle kennengelernt: “Die Zuschauer geben genau wie ihre Mannschaft 60 Minuten lang alles. Entsprechend hitzig geht es dort zu. Da müssen wir wirklich aufpassen. Noch wichtiger ist es, dass wir uns gut auf die Abwehrvarianten des Gegners einstellen. Eher ungewöhnlich für die Liga ist dessen offensive Ausrichtung, die von 5:1 bis zu 3:3-Formationen reichen kann”.
Dimitri Ignatow trifft alte Bekannte
Der MT-Rechtsaußen freut sich indes auf das Wiedersehen mit gleich drei Akteuren, mit denen er zusammen in diversen DHB-Juniorenauswahlteams gespielt hat. Als da sind der durchsetzungsstarke Kreisläufer Justin Kurch, der Halbrechte Malte Donker und Torwart Dominik Plaue. Guter Erinnerungen hat Dimitri Ignatow übrigens auch noch an seinen letzten Pflichtspieleinsatz mit der MT in Eisenach, der schon einige Zeit zurückliegt. Das war im August 2018 als Melsungen dort mit einem 37:19-Kantersieg den Einzug ins DHB Pokal-Achtelfinale feierte. Der MT-Rechtsaußen steuerte damals vier Tore dazu bei. Der ThSV war zu besagter Saison sogar bis in die Dritte Liga abgerutscht, schaffte danach aber prompt wieder den Aufstieg ins Unterhaus.
Adam Morawski und sein Nationalmannschaftskollege
Vor einem ganz besonderen Aufeinandertreffen am Freitag steht Adam Morawski. Für den Melsunger Torwart kann es zum Fernduell mit seinem Landsmann im Eisenacher Tor, Mateusz Kornecki, kommen. Die beiden 29-Jährigen bilden in der polnischen Nationalmannschaft das Torwartgespann und kennen sich zudem bestens als ehemalige Gegner der jeweiligen Klubmannschaften in der polnischen Liga: “Wir haben oft gegeneinander gespielt, ich mit Plock, Mateusz mit Vive Kielce. Natürlich haben wir auch jetzt weiterhin guten Kontakt, da ja die Entfernung nach Eisenach nicht weit ist. Wir werden uns sicher kurz vor dem Spiel begrüßen, aber alles ohne Sentimentalitäten. Denn für die folgenden 60 Minuten sind wir ja Gegner”. Dass Adam Morawski die Leistung seines Gegenübers anerkennt, zeigt sich auch in kleinen Dingen. So hat er ihm zu seiner tollen Quote in der zweiten Halbzeit im Spiel gegen Magdeburg telefonisch gratuliert.
Heiße Duelle schon zu Zweitligazeiten
Der ThSV Eisenach ging nach der Wende aus der BSG Motor Eisenach hervor, spielte eine Saison lang in der Ersten Bundesliga und anschließend fünf Jahre lang im Unterhaus. Während dieser Zeit waren die Spiele gegen die MT in der Werner-Aßmann-Halle und in der Melsunger Stadtsporthalle stets Zuschauermagneten und heißblütige Duelle. 1997 stieg der ThSV wieder in die Erste Liga auf. In der Saison 2004/2005, bedingt durch Eisenachs Abstieg, trafen beide Kontrahenten noch einmal in Liga 2 aufeinander, bevor sich die Wege wieder trennten, weil dann die MT den Sprung ins Oberhaus schaffte. Dort gab Eisenach zwei kurze Intermezzi, wodurch es jeweils Kräftemessen mit Melsungen in der Saison 2013/14 und 2015/16 gab. Am Freitag heißt es nun: Auf ein Neues in der “Stärksten Liga der Welt”!
Quelle: MT Melsungen Pressedienst