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Sport-Fotografie in Nordhessen

MT Melsungen zum Pokaleinsatz nach Dessau

Die Bundesliga-Handballer der MT Melsungen haben keine Zeit, um mal zu verschnaufen. Auch am Feiertag nicht. Denn dann bestimmt der DHB-Pokal der dritten Runde das Geschehen in den beiden höchsten deutschen Ligen. So treten die Nordhessen am “Tag der Deutschen Einheit” in Sachsen-Anhalt an, werden dort von Zweitligist Dessau-Rosslauer HV 06 erwartet. Anwurf in der Dessauer Anhalt-Arena ist um 18:00 Uhr. Das Spiel wird als Livestream von DYN übertragen.

Dritte Runde im DHB-Pokal, das bedeutet, auch die Erstligisten steigen in den Wettbewerb ein. Zwischen zwei Bundesligaeinsätzen innerhalb von acht Tagen auch noch unter der Woche im Pokal antreten – das ist im deutschen Profihandball keine Seltenheit. Für die MT bedeutet das: Nach dem kraftraubenden und erfolgsreichen Liga-Fight gegen Hannover und der kniffligen Aufgabe beim Bergischen HC hält das Pflichtprogramm  ein “Fragezeichen-Spiel” bereit. Denn mit dem Dessau-Roßlauer HV treffen die Rotweißen auf einen ihnen unbekannten Gegner aus dem Unterhaus. Und eine solche Konstellation bietet erfahrungsgemäß immer ein besonderes Spannungsmoment.

Die Sachsen-Anhalter belegen nach fünf Spieltagen Rang 14  in der Zweiten Liga. Niederlagen musste das von Urgestein Uwe Jungandreas (61) seit 2014 trainierte Team gegen Großwallstadt, Nordhorn und Potsdam einstecken. Siegreich war man gegen Hagen und zuletzt auswärts in Lübeck. Eckpfeiler der “Biber”, so die Eigenwerbung, sind der Halblinke Timo Löser, Linksaußen Jakub Hrstka, Regisseur Vincent Sohmann und Rechtsaußen Yannick-Marcos Pust. Das Quartett ist schließlich für ein gutes Drittel der 148 erzielten Tore zuständig. Löser ist gleichzeitig drittbester Schütze der Liga. Zwischen den Pfosten erhält der erfahrene Philip Ambrosius (30) meist den Vorzug vor seinem Pendant, Youngster Janik Patzwaldt (22).

In der letzten Saison machten die Dessauer Schlagzeilen, als sie bis ins Achtelfinale im Pokal vorstießen. Dort unterlagen sie dem haushohen Favoriten TSV Hannover-Burgdorf nur denkbar knapp mit zwei Toren. Im laufenden Wettbewerb schalteten sie den vom ehemaligen Lemgoer Bundesligaprofi Volker Mudrow trainierten MTV Braunschweig aus.

Die MT will reisetechnisch kein Risiko eingehen und macht sich deshalb bereits am Montagnachmittag auf die 320 Kilometer lange Strecke. Ganz komplett wird die Busbesatzung allerdings nicht sein, wie Sportdirektor Michael Allendorf verrät. Denn derzeit  gibt es zwei, drei Akteure, die mit Erkältungs-, beziehungsweise Magen-Darm-Infekten zu kämpfen haben. Die werden, sofern es deren Zustand  am Mittwoch zulässt, noch nachreisen. Das gilt übrigens auch für Roberto Garcia Parrondo. Der Trainer war schon gegen Hannover etwas angeschlagen.

Bei unbekannten Gegnern ist es besonders wichtig, sich die nötigen Informationen über deren Stärken und Schwächen einzuholen. Für den MT-Sportdirektor war klar, dass er zu dem Zweck auch seinen ehemaligen Trainer kontaktiert. “Michael Roth hat ja mit seinen Großwallstädtern Dessau mit 36:31 geschlagen. Der weiß also wie es bei diesem Gegner geht”, so Allendorf augenzwinkernd. Ansonsten aber bietet Handballsender DYN beste Möglichkeiten des Videostudiums, da ja – genau wie in Liga 1 – auch alle Spiele der zweiten Liga in der Wiederholung abrufbar sind.

Wie aus Dessau berichtet wird, rechnet man dort bei derzeit 1700 abgesetzten Tickets mit rund 2000 Fans in der  3.300 Plätze bietenden Anhalt Arena. Bedingt durch ihre besondere Bauform als Rundbogen-Halle herrscht dort selbst bei Teilbelegung eine ganz spezielle  Atmosphäre, die die meisten Gegner beeindruckt. Was übrigens auch schon auswärtige Nationalmannschaften bestätigen konnten.

Übrigens gab es schon einemal Berührungspunkte zwischen Dessau und Melsungen zu gemeinsamen Zweitligazeiten. Das war in der Saison 1995/96 in der damals noch zweigeteilten Spielklasse, in der Melsungen ausnahmsweise in der Nordstaffel eingruppiert war. In den beiden Vergleichen gegen die Sachsen-Anhalter, die damals noch unter “Dessauer SV ZAB” firmierten (der Sponsor war die Zementanlagenbau GmbH), gab es jeweils keinen Sieger. In Melsungen trennte man sich 23:23, in Dessau 27:27. Am Ende aber hatte Melsungen die Nase vorn, belegte Platz fünf, Dessau wurde Neunter. Lang, lang ists her.

27 Jahre später reist die MT Melsungen als Tabellenführer der “stärksten Liga der Welt” an. Entsprechend hoch ist die Erwartungshaltung von allen Seiten an den Favoriten aus Nordhessen. “Aber”, so warnte Elvar Örn Jonsson schon direkt nach dem Abpfiff am Freitag gegen Hannover, “wir müssen in dieses Spiel genauso konzentriert hineingehen, wie in jedes Bundesligamatch. Klar, es ist ein Zweitligist, aber das spielt im Pokal bekanntlich keine Rolle. Wir wollen in diesem Wettbewerb auf alle Fälle soweit wie möglich kommen.”

Dessaus Trainer Uwe Jungandreas indes beschreibt den Kontrahenten mit großem Respekt: “Eine überragende Abwehr mit überragenden Torhütern, dazu variantenreich im Angriff. Die Leistungen, die sie bisher gezeigt haben, das ist im Moment oberste Schublade.” Deshalb hofft man beim Gastgeber auch auf eine gute Zuschauerzahl und entsprechend zahlreiche Unterstützung. Die eigenen Fans werden sogar gebeten, im vereinsblauen Outfit zu kommen, um den Support-Effekt optisch noch zu verstärken. Die Rotweißen werden sich also ins Zeug legen müssen, um der “Blauen Wand” zu trotzen und  aus dem ”Fragezeichen-” möglichst ein “Ausrufezeichen-Spiel“ zu machen.

DHB-Pokal, 3. Runde
Dienstag, 03.10.2023, 18:00 Uhr
Dessau-Roßlauer HV – MT Melsungen, Anhalt-Arena Dessau
Schiedsrichter: Markus Kauth (Taufkirchen) / André Kolb (Augsburg);
DHB-Spielaufsicht: Marcus Helbig
Livestream: DYN, ab 17:40 Uhr mit Vorberichterstattung

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