Die MT Melsungen ist am zweiten Spieltag der DAIKIN Handball-Bundesliga beim VfL Gummersbach gefordert. Anwurf in der Schwalbe-Arena ist am Donnerstag um 19 Uhr.
Die Begegnung ist live zu sehen beim Streamingdienst Dyn.
Nach dem schwierigen Auftaktspiel gegen die Rhein-Neckar Löwen wird es für die MT Melsungen am Donnerstag beim VfL Gummersbach nicht wirklich einfacher. Und das hat nicht nur mit der weiterhin bescheidenen Personalsituation zu tun. „In der Schwalbe-Arena zu spielen, kann ekelig werden“, sagt Bruno Eickhoff. Der Kreisläufer weiß, wovon er spricht. Sechs Jahre wohnte der Youngster im Oberbergischen, bevor er im Sommer 2024 vom VfL zur MT gewechselt ist.
Und wie heißt es so schön? Er ist angekommen in Nordhessen. Der 21 Jahre alte Handballer fühlt sich pudelwohl, speziell im Kasseler Stadtteil Vorderer Westen. Nicht ohne Grund hat er als Treffpunkt den Goethe-Boulevard gewählt, direkt bei ihm um die Ecke vor der Kult-Bar Chacal, dort, wo sich an einem lauen Sommerabend auf Steinen und Bänken zahlreiche Menschen tummeln. „Das hat Flair“, sagt er. Ab und an habe er dort einen anstrengenden Tag mit einem Weizenbier ausklingen lassen – alkoholfrei, versteht sich. Die Belastung bei seiner Leidenschaft Handball sei enorm, der Körper müsse geschont werden. Alkohol passe da nicht.
Nicht weit entfernt von ihm wohnen Aaron Mensing, Nikolaj Enderleit und Marti Soler. Die vier MT-Jungs treffen sich häufig auf einen Kaffee, zum Kartenspielen, zum Essen oder auch zum Golfspielen. „Manchmal reden wir auch einfach nur Blödsinn.“ Sie bilden eine Fahrgemeinschaft zum Training. Manchmal stoßen Alexandre Cavalcanti und Erik Balenciaga hinzu, die ebenfalls in Kassel zu Hause sind.
Auch fernab der MT kommt Bruno voran. An der Uni Kassel studiert der Zwei-Meter-Mann Architektur. Es sei schon schwierig, den Sport und das Studium, mit dem er in Köln begann, unter einen Hut zu bekommen, sagt er. Zumal er Vorlesungen und Seminare vor Ort besuchen möchte – und muss. Erst in dieser Woche hat er ein Projekt abgeben, an dem er während der Sommermonate gearbeitet hatte. Die Aufgabe: einen Entwurf anfertigen für den Umbau einer Bestandsburg. Bruno wählte die Burg Grebenstein.
Nun läuft er seine zweite Saison für die Nordhessen auf. Im vergangenen Jahr hatte sich der Förderkader-Spieler ins Team von Trainer Roberto Garcia Parrondo hineingearbeitet und sich einen festen Platz für die Rückrunde gesichert. Zum Auftakt der zweiten Saisonhälfte gegen Göppingen zählte Bruno sogar zur Startaufstellung: „Doch dann ist mir der Gegner ins Bein geflogen“, erinnert er sich. Riss des Syndesmosebandes und des Deltabandes, mehr als drei Monate Zwangspause. Er habe mindestens zwei Wochen gebraucht, „um diese Situation zu akzeptieren“.
Bis er wieder richtig Handball spielen durfte, konzentrierte sich Bruno auf andere Dinge. Krafttraining zum Beispiel. In diesem Bereich wollte er sich verbessern und hat tatsächlich sechs Kilogramm an Muskelmasse zugelegt: „Ich habe geschuftet. Denn ich wollte unbedingt noch mal die Chance bekommen, in der ersten Mannschaft zu spielen.“ Beim Final 4 der European League Ende Mai in Hamburg feierte er seine Rückkehr. Gut einen Monat zuvor beim Final 4 in Köln um den DHB-Pokal musste er noch zu schauen: „Das war extrem bitter. Das sind die Momente, wofür du alles machst“, sagt Bruno. Ihm seien in der Lanxess-Arena fast Tränen in die Augen geschossen.
Von daher könne er heute mit den verletzten Spielern im Kader gut mitfühlen. Es sei schon Wahnsinn, dass direkt zum Start so viele ausfallen. Dennoch herrsche im Team eine gute Stimmung: „Wir verstehen uns sehr gut. Es gibt keine Grüppchenbildungen. Es wird viel gelacht in der Kabine.“ Das Thema Verletzungen werde keinesfalls vermieden: „Die Situation ist nicht schön. Aber sie treibt uns an, noch härter zu arbeiten.“ Obendrein bestünde ein Vertrauen in den Trainer, „der sich immer etwas einfallen lässt“.
Mit Sicherheit auch für die Partie in Gummersbach. Am ersten Spieltag hat der Traditionsklub mit einem Sieg in Hannover direkt eine Duftmarke gesetzt. Nach Brunos Einschätzung sei der VfL besser einzustufen als in der Vorsaison: „Die Gummersbacher sind gut gestartet, haben sich gut verstärkt und haben eine brutal gute Abwehr.“ Wie er schon sagte: Es kann ekelig werden in der Schwalbe-Arena.
Quelle: MT Melsungen Pressedienst
Foto: Lipke/MT