Kaum ist die Handball-Europameisterschaft beendet, steht schon der DHB-Pokal auf dem Programm. Die acht noch im Wettbewerb befindlichen Teams spielen am 3. und 4. Februar die vier Teilnehmer an der im April in Köln stattfindenden Endrunde, dem REWE Final Four, aus.
Aussichtsreich mit im Rennen ist die MT Melsungen, die beim TuS N-Lübbecke, dem einzig verbliebenen Zweitligisten, antreten muss. Anwurf dieses Viertelfinalduells ist am Samstag, 3. Januar, 19 Uhr, in der Lübbecker Merkur-Arena. DYN überträgt live.
In der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga überwinterte die MT Melsungen auf dem vierten Tabellenplatz, entsprechend favorisiert gehen die Nordhessen in das Pokalspiel beim Zweitligisten TuS N-Lübbecke. Fortuna meinte es offenbar gut, als Mitte Dezember U21-Weltmeister Sören Steinhaus die Paarung der Nordhessen gegen die Ostwestfalen aus dem Lostopf zog. Denn als potenzielle Gegner der MT wären auch Hamburg, Gummersbach, Berlin, Flensburg, Magdeburg oder die Rhein-Neckar Löwen infrage gekommen.
“Ja, vom Papier her hätte es uns in puncto Gegner viel härter treffen können”, räumt Michael Allendorf ein und ergänzt: „Da wir jetzt als Erstligist auf einen Zweitligisten treffen, können wir natürlich auch die Favoritenrolle nicht abstreiten.” Dennoch hebt der MT-Sportvorstand den Zeigefinger: „Durch unseren Pokalauftakt im Oktober beim Zweitligisten in Dessau sind wir gewarnt. Da haben wir zur Halbzeit mit fünf Toren hinten gelegen und mussten uns in der zweiten Hälfte mächtig strecken, um das Spiel noch umzubiegen. Was wieder einmal gezeigt hat, dass in diesem Wettbewerb eigene Gesetze gelten.”
Ob die Aufgabe für das Parrondo-Team am Fuße des Wiehengebirges tatsächlich so von der MT gelöst wird, wie es die unterschiedliche Klassenzugehörigkeit der beiden Kontrahenten gemeinhin erwarten lässt, wird sich zeigen. Denn zwei Tage vor dem Spiel gibt es außer den definitiven Ausfällen von Ivan Martinovic, Domagoj Pavlovic und David Mandic noch einige Fragezeichen.
So ist zum Beispiel nicht genau einzuschätzen, in welcher Form sich die EM-Teilnehmer zurückmelden: Timo Kastening spielte am Sonntag noch im kleinen Finale, Adrian Sipos spielte am Freitag um Platz 5, Elvar Örn Jonsson und Arnar Freyr Arnarsson spielten bis zum Mittwoch in der Hauptrunde. Fit und in gewohnt guter Verfassung zeigte sich hingegen Nebojsa Simic, der beim Test letzte Woche in Lohfelden gegen Großwallstadt schon wieder mit diversen Paraden glänzte. Was dort auch für seinen Mitstreiter Adam Morawski galt.
Ganz sicher wird in Lübbecke ein Gastgeber lauern, der mindestens genauso scharf auf die Teilnahme am Final Four ist wie die MT. Der TuS wahrt als derzeitiger Tabellenvierter in der 2. Liga noch Chancen auf die Rückkehr ins Oberhaus. Und hat einige Ausnahmekönner in seinen Reihen, auf die die MT besonders achten muss. „Zum Beispiel Rutger ten Velde”, nennt Melsungens Co-Trainer Arjan Haenen seinen holländischen Landsmann, „der spielt auf Linksaußen, ist immer sehr schnell nach vorne, hat wirklich einige gute Wurfvarianten drauf und ist auch von der Siebenmeterlinie ein Spezialist. Auf Linksaußen hat er den zuvor dort angestammten und gewiss nicht schwachen Tom Skroblien überholt.” Ten Velde hat seine Torgefährlichkeit zuletzt auch in der Auswahl der Niederlande bei der Europameisterschaft unter Beweis gestellt und wurde mit 45 Treffern aus sieben Spielen fünftbester EM-Schütze.
Noch etwas weiter als Rutger ten Velde ragt beim TuS N-Lübbecke Fynn Hangstein heraus. Der 23-jährige Rückraumspieler, der in der vergangenen Saison schon den ThSV Eisenach mit 262 Treffern in die Erste Liga ballerte, führt bei den Ostwestfalen mit weitem Abstand die Goalgetterliste an, erzielte ziemlich genau 20 Prozent der bisherigen 547 Lübbecker Saisontore. Als Scorer steht ihm tatkräftig zu Seite Jo Gerrit Genz, Linkshänder im rechten Rückraum. Trainiert wird der TuS übrigens seit 2022 von Michael Haaß, einem früheren Rückraumspieler, der mit Deutschland 2007 Weltmeister wurde.
Die MT Melsungen und der TuS N-Lübbecke haben natürlich auch schon eine gemeinsame Vergangenheit in der 1. Bundesliga. Dort standen sich die beiden Klubs bislang 28-mal gegenüber. Die Ostwestfalen gewannen davon 8 Partien, vorzugsweise in den ersten Jahren. Danach schlug das Pendel meist zugunsten der Nordhessen aus, die zwölfmal das Parkett als Sieger verließen. In vier Spielen trennte man sich unentschieden.
Und auch im DHB-Pokal gab es bereits ein Kräftemessen, was durchaus als gutes Omen für die MT gelten könnte. Am 6. Dezember 1995 machten die Melsunger, damals noch in Liga 2 angesiedelt, die Sensation perfekt und besiegten den klar favorisierten Erstligisten TuS Nettelstedt mit 28:23. Es war der Auftakt zu einer schier unglaublichen Pokalgeschichte, die nach weiteren Siegen gegen die ebenfalls aus dem Oberhaus stammenden GWD Minden und OSC Rheinhausen in der ersten Teilnahme am Pokal-Endrundenturnier 1996 in Hamburg gipfelte. Und nun könnte für die MT der Weg ins Final Four also wieder über Nettelstedt-Lübbecke führen. Es wäre für die Rotweißen dann nach 1996, 2013, 2014 und 2020 die fünfte Teilnahme an der Runde der besten vier deutschen Pokalmannschaften. Der TuS war bislang zweimal dort am Start, 2010 und 2012.
Damit sich für die MT die Hoffnung am Samstag erfüllt, macht sich eine große Fan-Schar von Nordhessen aus auf den Weg. Allein die organisierten Fanklubs reisen mit drei vollbesetzten Bussen an; darüber hinaus haben sich weitere private Fahrgemeinschaften gebildet. „Jeder Fan, der mitfährt, ist eine absolut wertvolle Unterstützung für uns. Dafür schon jetzt herzlichen Dank!“, sagt Michael Allendorf. Die Verantwortlichen des TuS rechnen mit einer proppenvollen Merkur Arena, die rund 2400 Plätze bietet.
Quelle: MT Melsungen Pressedienst