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MT vs. Göppingen: 10 schwache Minuten kosten möglichen Sieg

Die MT Melsungen hat das direkte Duell zweier Aspiranten auf Platz fünf der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga gegen Frisch-Auf! Göppingen mit 24:26 (10:9) verloren. Die 2.736 Zuschauer in der Kasseler Rothenbach-Halle sahen einen ebenso spannenden wie abwechslungsreichen Schlagabtausch, sowie zwei völlig unterschiedliche Halbzeiten. Während der erste Durchgang eher zäh und abwehrlastig verlief, hielt der zweite viel Offensivdrang bereit; zunächst im Sinne der Hausherren, die sich zwischenzeitlich fünf Tore Vorsprung erspielten. Das kippte durch einen 2:10-Lauf nach genau einer Dreiviertelstunde, was in den Schlussminuten schließlich nicht mehr gutzumachen war. Erfolgreichster Torschütze für Melsungen war Julius Kühn mit sechs Treffern, ebenso viele Bälle setzte Marcel Schiller für Göppingen ins Netz.

„Ohne vier“, nämlich ohne die Langzeitverletzten Finn Lemke und seit letzter Woche auch Timo Kastening, sowie nach wie vor ohne Andre Gomes und auch Tobias Reichmann, dafür erstmals in diesem Kalenderjahr mit Domagoj Pavlovic, ging Melsungen in dieses bedeutungsvolle Spiel, dem im Vorfeld einige Bedeutung hinsichtlich Rang fünf der Tabelle, und damit der Qualifikation für den europäischen Wettbewerb der kommenden Saison, zugeschrieben wurde. Bei Göppingen fehlten mit Max Hejny und Sebastian Heymann ebenfalls zwei Akteure, so dass von „sorgenfrei auf beiden Seiten nicht die Rede sein konnte. Nichtsdestotrotz gingen ebenfalls beide mit viel Schwung und Tempo in die ersten Minuten.

Wobei die allerdings angefüllt waren mit reichlich Nervosität und in der direkten Folge Fehlern. Zwar konterte Elvar Örn Jonsson den Führungstreffer von Jon Lindenchone fast unmittelbar, danach aber war erst einmal Sendepause in Sachen Torjubel. Was an guten Torhüterreaktionen, insbesondere von Daniel Rebmann, lag, andererseits an gleich zwei technischen Fehlern der Gäste, deren Zuspiele zuweilen glatt am eigenen Mitspieler vorbei gingen. Nebojsa Simic zeigte sich ebenfalls von seiner besten Seite, parierte einen Tempogegenstoß von Marcel Schiller spektakulär. Dessen zweiter Versuch war dann jedoch zum 1:2 drin (5.).

Das dickste Eis war damit gebrochen, zäh ging es dennoch weiter. Zum ersten Mal richtig laut wurde es, als Julian Fuchs auf der rechten Seite einen Ball abfing, nach Ablage auf Gleb Kalarash nach vorn sprintete und den Ball vom Abwehrorganisator mustergültig in die Laufbewegung gespielt bekam: 3:3 durch den Youngster (9.). Und auch Julius Kühns 4:3 (11.), erzielt mit einem 134 km/h schnellen Geschoss oben rechts in den Winkel, ließ den Lautstärkepegel explosionsartig nach oben gehen. Marcel Schiller holte den Grün-Weißen den Vorteil per Siebenmeter zwar kurzzeitig zurück, doch das kehrte Alexander Petersson nach klasse Zuspiel von Elvar Örn Jonsson zum 7:6 (21.) wieder um.

Stark blieben die Abwehrreihen sowie die Keeper auf beiden Seiten. Wobei Simic gegen Rebmann zwar aufholte und Jonsson innen gegen Janus Smarason blockte, dafür aber Rebmann auf der Gegenseite erst Yves Kunkels Siebenmeter abwehrte und dann auch gegen Jonsson und Kühn Sieger blieb. Das nutzte Tobias Ellebaek zum 7:8 (26.), worauf wiederum die fünfte Großtat von Simic den weg zu Kühns Ausgleich per Strafwurf und Elvar Örn Jonssons 9:8 ebnete. Es ging munter hin und her, so auch als die Göppinger sich kurz vor der Pausensirene zwar auf dem Weg zur vermeintlichen nächsten Führung befanden, jedoch einen Aufbaufehler leisteten und stattdessen Alexander Peterson zum 10:9 einwarf. Die siebte Parade von Simic bestätigte diesen Stand beim Gang in die Kabinen.

Einen gegenüber der ersten Halbzeit völlig anderen Charakter hatte die Auftaktphase des zweiten Durchgangs. Was in erster Linie an der gewaltigen Power lag, mit der die MT zurück aufs Feld kam. Zwei gewaltige Kracher von Julius Kühn, ein durchsetzungsstarker Marino Maric vom Kreis sowie, nach dem nächsten von Julian Fuchs geangelten Ball in der Abwehr, Kai Häfner warfen eine 14:10 Führung heraus (35.), ließen sich durch eine von Hartmut Mayerhoffer genommene Auszeit nicht aus der Bahn werfen und erhöhten, abermals durch Marino Maric, gar auf 15:10 (36.). Das erste Mal an diesem Abend vermochte sich ein Team vom anderen abzusetzen.

Auch wenn Göppingen sich fing und den Abstand zumindest nicht weiter anwachsen ließ, waren die Gastgeber im Flow. Bestens zu erkennen am fast blinden Anspiel Julius Kühns über die Schulter zu Maric am Kreis, der sich katzengewandt um Jacob Bagersted schlängelte und Daniel Rebmann beim 18:13 (40.) keinerlei Chance ließ. Das taktische Mittel der Wahl von Roberto Garcia Parrondo war mittlerweile der siebte Feldspieler, was nach 40 Minuten Domagoj Pavlovic zu seinem Comeback verhalf. Die Aufmerksamkeit der Halle lenkte aber Rebmann auf sich, als er zunächst einen Siebenmeter von Julius Kühn abwehrte und anschließend auch dessen Nachwurf aus nächster Nähe entschärfte (19:15, 42.).

Wer sich in dieser Phase allerdings keinerlei Versäumnis leistete, war der Kapitän: Kai Häfner übernahm den Part des Shooters und machte in seinem fünften Versuch nach der Pause das fünfte Tor zum 20:15 (45.). Ehe abermals Rebmann, diesmal gegen den frei vor ihm auftauchenden Maric, seinen begonnenen Lauf fortsetzte und damit seiner Abwehr mächtig Auftrieb gab. Die steigerte sich und fast folgerichtig war Göppingen nach Till Hermanns Gegenstoß auf 20:18 dran (49.). Nach Daniel Rebmanns dritten gehaltenen Siebenmeter, dem zweiten gegen Kunkel, sowie Nemanja Zelenovics Anschlusstreffer war Roberto Garcia Parrondo zur Auszeit gezwungen (51.).

Als Kai Häfner im passiven Spiel beim Notwurf einen mitbekam, liegen blieb und das Spiel dennoch weiterlief, nutzte Tim Kneule die entstandene Lücke zum Ausgleich. Elvar Örn Jonssons Treffer konterte Janus Smarason zum 21:21 (53.). Smarason musste daraufhin nach Foul gegen Kühn runter, der MT-Torjäger revanchierte sich auf seine Weise: 22:21 (54.). Kurz darauf waren die Gäste plötzlich wieder vorn. Kevin Gulliksens Wurf aufs leere Tor prallte zwar vom Pfosten zurück, aber Till Hermann war nach vorn gespurtet und boxte das Leder über die Linie. Den zweiten Versuch übernahm Hermann gleich selbst – und traf ins leere Netz zum 22:24 (56.). Die Partie war gedreht und ob zweier Melsunger Fehler im Aufbauspiel durch das 22:25 durch Nemanja Zelenovic zwei Minuten vor Schluss endgültig entschieden. Woran auch der letzte erfolgreiche Siebenmeterversuch von Julian Fuchs ebenso wie Gleb Kalarashs Tor 29 Sekunden vor Ultimo nichts mehr änderte.

Stimmen zum Spiel

Roberto Garcia Parrondo: Das war ein schlechter Tag für uns, wir müssen Göppingen zu zwei Punkten gratulieren. Das war ganz sicher nicht das, was wir vorher wollten. Wissend, dass es kein leichtes Spiel werden würde. Die erste Halbzeit war in Ordnung, die zweite bis auf eine entscheidende Phase eigentlich ebenfalls. Ich kann jetzt auch gar nicht erklären, warum wir das Spiel so aus der Hand gegeben haben. Wir sind vor allem durch technische Fehler ins Hintertreffen geraten und konnten das zum Ende hin leider nicht mehr kippen.

Hartmut Mayerhoffer: Wir sind froh, zwei Punkte von hier mitgenommen zu haben. Ich finde, wir hatten in der ersten Hälfte eine gute Abwehr mit einem überragenden Daniel Rebmann dahinter, haben daraus aber vorn nicht genug Profit geschlagen. Mit dem Rückstand zur Pause war ich deshalb sehr unzufrieden. In der zweiten Halbzeit war positiv, dass die Mannschaft trotz Rückstand immer an sich geglaubt hat. Wir haben vorn klar, strukturiert und diszipliniert gespielt und deshalb noch verdient gewonnen.

Quelle:MT-Melsungen Pressedienst

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