Die MT Melsungen hat in einem packenden Spiel den HSV Hamburg mit 30:27 (13:12) bezwungen und die ersten Punkte der noch jungen Saison eingefahren. Vor 2.576 Zuschauern in der Kasseler Rothenbach-Halle waren die Hanseaten allerdings gerade im ersten Durchgang über weite Strecken mehr als ebenbürtig und führten mit bis zu vier Toren. Die Nordhessen behielten ihre Ruhe und Ordnung, hatten sich bereits zur Pause einen leichten Vorteil erspielt und diesen nach dem Seitenwechsel innerhalb kurzer Frist komfortabel ausgebaut. Als zehn Minuten vor dem Ende der Faden riss und Hamburg sogar wieder bis auf ein Tor herankam, geriet der Erfolg noch einmal in Gefahr. Ehe konzentriert heruntergespielte Schlussminuten dann doch in einen sicheren Melsunger Sieg mündeten. Mit sechs Toren war Agustin Casado bester Schütze der Hausherren, bei den Gästen zeichnete Casper Mortensen siebenmal erfolgreich.
Für beide Mannschaften hatte der zurückliegende erste Spieltag personelle Folgen. Sah HSV-Kapitän und Defensiv-Stratege Niklas Weller gegen die SG Flensburg-Handewitt nach einer Roten auch noch die Blaue Karte und wurde daraufhin für ein Spiel gesperrt, zog sich bei der MT Shooter Julius Kühn einen Fußbruch zu und wird deshalb – neben den immer noch fehlenden Langzeitverletzten Timo Kastening, Elvar Örn Jonsson, Domagoj Pavlovic und Finn Lemke – erst einmal für längere Zeit nicht zur Verfügung stehen. Die Hamburger begannen deshalb mit Azat Valiullin und Neuzugang Andreas Magaard im Innenblock, bei den Gastgebern nahm Andre Gomes die Position von Kühn ein.
Auf Tore mussten die Zuschauer erst einmal drei Minuten warten, geschuldet glänzenden Reaktionen von Johannes Bitter auf der einen und Adam Morawski auf der anderen Seite. Dann schlug es binnen 60 Sekunden gleich viermal ein. Führungen der Gäste durch Jacob Lassen und Dani Baijens glich jeweils Andre Gomes aus. Insgesamt fanden die Blau-Weißen aber schneller und besser ins Spiel. Weitere zwei Minuten später erzielte Andreas Magaard das 2:4. Pech hatte Gomes mit seinem dritten Versuch, der vom Innenpfosten an den Kopf des bereits geschlagenen Bitter zurückprallte und von dort ins Toraus.
Wenig ging bei den Melsungern in der Anfangsphase über den Kreis. Rogerio Moraes war bei Magaard und Valiullin zunächst fast komplett abgemeldet. Also mussten in der Nahwurfzone nach Jacob Lassens zwischenzeitlichem 3:7 (13.) und der ersten Auszeit von Roberto Garcia Parrondo andere Lösungen her. Ivan Martinovic kam für Kai Häfner, kreuzte geschickt mit Andre Gomes und der fand den zum Kreis eingelaufenen David Mandic: 4:7. Kurz darauf klappte es endlich auch für Moraes wie gewünscht: 5:8 (14.). Doch weil sich die MT, statt von einigen Hamburger Ballverlusten zu profitieren, im Spielaufbau selbst mehrere Fehler erlaubte, dauerte es noch einige Minuten, bis Dimitri Ignatow dann doch den 7:8-Anschluss hergestellt hatte (18.).
Etwas Luft verschafften sich die Blau-Weißen nach einer eigenen Auszeit durch das extrem offensive und aggressive Vorgehen von Dani Baijens gegen den Melsunger Rückraum. Ballgewinne waren zwar die Folge, aber bis auf einen von Casper Mortensen verwandelten Siebenmeter ergab sich daraus nichts Zählbares. Erschwerend kam hinzu, dass sich Andreas Magaard bei einer Abwehraktion am Knie verletzte und Jacob Lassen für zwei Minuten raus musste. Das nutzte Dimitri Ignatow nach langem Zuspiel von Adam Morawski zum Ausgleich ins leere Tor und kurz darauf Agustin Casado zum 10:9 (24.), der ersten Führung der MT.
Die jedoch keinen dauerhaften Bestand hatte. Im Gegenteil drehten Casper Mortensen und zweimal Frederik Bo Andersen den Spieß wieder herum – 10:12. Eine glänzende Parade von Adam Morawski nutzte nichts, weil Ignatow zuerst zu hoch zielte. Während Leif Tissiers folgender Zeitstrafe dagegen machte es der Flügelflitzer besser und bescherte Rot-Weiß abermals den Ausgleich, Gleb Kalarash nutzte den freien Raum in der Mitte ebenfalls; die Melsunger führten also kurz vor dem Pausenpfiff doch wieder. Auch, weil Morawski den geschickt abgefeuerten letzten Freiwurf von Casper Mortensen gerade noch mit den Fingerspitzen um den Pfosten lenken konnte.
Auch der Auftakt in den zweiten Durchgang passte aus Sicht der Gastgeber. Tobias Schimmelbauer unterlief ein Lapsus, den Rogerio Moraes reaktionsschnell nutzte, nachdem Ivan Martinovic vorher nur den Pfosten getroffen hatte. Zwei weitere Offensivfehler der Hamburger verwerteten Agustin Casado und Gleb Kalarash über die erste Welle zum 16:12. Danach erst musste der eingewechselte Nebojsa Simic hinter sich greifen. Gleich doppelt indes und beide Male nach Abschlüssen von Azat Valiullin zum 17:14 (35.). Es waren jedoch auch die Minuten des Rogerio Moraes. Sein 19:15 war schon der dritte Volltreffer im zweiten Abschnitt, dem David Mandic per Tempogegenstoß umgehend den 20. MT-Treffer folgen ließ (38.).
Kurios die nächsten beiden Tore. Erst lenkte Simic einen Mortensen-Wurf gegen den Pfosten, von wo aus das Leder erst gegen seinen Rücken und von dort fast in Zeitlupentempo über die Linie kullerte. Gegenüber hatte der für Johannes Bitter eingewechselte Ivan Budalic pariert, der Ball kam jedoch gerade so wieder aus dem Kreis herausgerollt. David Mandic reagierte schnell, schnappte ihn dem Keeper direkt vor der Nase weg und markierte das 21:16 (40.). Sinnbildlich für das weitaus wachere Spiel der Nordhessen, die dem HSV in den ersten zehn Minuten der zweiten Hälfte den Schneid gehörig abgekauft hatten.
Es gab aber nicht nur Licht bei Melsungen. Bisweilen gestaltete sich der Aufbau gegen die unbequeme Gegnerdeckung zäh. So dass sich Trainer Parrondo genau in dem Moment genötigt sah die Auszeit zu buzzern, als Kai Häfners Wurf – Sekundenbruchteile zu spät – im Netz einschlug. Doch selbst solche kleinen Irritationen konnten die Hausherren nicht einbremsen. Der nächste Ballgewinn in der Abwehr, selbstverständlich durch eine frenetisch gefeierte Parade von Simic, ließ nicht lange auf sich warten. Da lief dann sogar Aidenas Malasinskas unwiderstehlich einen Tempogegenstoß und schloss ihn konzentriert zum 24:18 ab (48.).
Geschlagen war der HSV jedoch noch lange nicht. Erst blieben die Hanseaten durch den eingewechselten Thore Feit dran, dann nutzten Casper Mortensen und Frederik Bo Andersen eine Strafzeit gegen Gleb Kalarash zu schnellen Toren. Als Dimitri Ignatow nur den Innenpfosten anvisierte und im Gegenzug Leif Tissier flach durch den Block und auch Simic‘ Beine zum 26:24 traf (53.), war plötzlich alles wieder offen. Die letzte Auszeit Parrondos brachte mit dem frischen Julian Fuchs von der Bank und dessen 27:24 nur kurz Entlastung, dann schlugen Dani Baijens und Casper Mortensen zu: 27:26 (55.).
Mit Aidenas Malasinskas als Spielmacher sowie Agustin Casado links und Ivan Martinovic rechts brachte Parrondo in der Schlussphase einen nur aus Neuzugängen bestehenden Rückraum in die kritische Phase. Und hatte mit diesem Schachzug das richtige Händchen! Erst zog Martinovic im Zweikampf mit Azat Valiullin eine Strafe gegen den Hamburger, dann legte Malasinskas für Casado zu dessen 28:26 (56.) auf. Die Schlussphase war dennoch nichts für schwache Nerven. Rogerio Moraes verteidigte im Kreis, Casper Mortensen ließ sich beim Siebenmeter von dröhnenden „Simo, Simo“-Sprechchören und stehenden Ovationen der begeisterten Melsunger Fans nicht beeindrucken. Martinovic behielt jedoch vorn die Übersicht und hinten hielt die Deckung dem Druck stand. Als David Mandic 22 Sekunden vor Schluss der 30. MT-Treffer gelang, war endgültig alles klar und der erste Melsunger Saisonsieg in trockenen Tüchern.
Stimmen zum Spiel
Roberto Garcia Parrondo: Wir sind happy über diesen Sieg heute und über unsere ersten Punkte. Hamburg war ein sehr schwer zu spielender Gegner. Ich sage das, obwohl wir in der zweiten Halbzeit sogar mit bis zu sechs Toren geführt haben. Aber dann sind uns ein paar Fehlwürfe unterlaufen, so dass wir aus dem vorangegangenen Zwischenspurt kein Kapital schlagen konnten. Meine Mannschaft hat über weite Strecken gut gespielt. In den letzten zehn Minuten waren wir vielleicht etwas müde, haben den Sieg dann aber noch sicher nach Hause gebracht.
Torsten Jansen: Glückwunsch an Melsungen zu zwei Punkten. Das war aus meiner Sicht ein verrücktes Spiel. Wir sind gut und konzentriert gestartet. Man merkte der MT vielleicht auch noch so ein wenig Unsicherheit von der Auftaktniederlage an. Aber wir haben das nicht genutzt und sind stattdessen selbst unsicherer geworden. Der Verlust von Magaard durch Verletzung wog nach der Blau-Sperre von Niklas Weller umso schwerer. Vielleicht hätten wir uns durch unsere Aufholjagd noch einen Punkt verdient gehabt, aber insgesamt kann man in dieser Liga mit so vielen Fehlern nicht gewinnen. Ich bin also nicht sehr zufrieden heute.
Quelle: MT-Melsungen Pressedienst